Manipulation mit Worten
Wir leben in einer Zeit, in der Sprache scheinbar beliebig einsetzbar ist, ohne dass Konsequenzen daraus erwachsen.
Das Modewort dafür ist "postfaktisch". Tatsächlich meint es, dass etwas dass als falsch erkannt wurde, etwas, das eine Lüge darstellt, trotzdem nicht zu einem Wechsel des Standpunktes führt.
Als Versicherte werden Sie u.a. erleben, dass Kostenerstatter bei ihrer Auffassung und Deutung der Dinge bleiben, wenn auch die Gesetzestexte und Ihr Briefwechsel eine andere Wahrheit klar offen legen.
Statt dessen werden Worthülsen gebraucht, es werden Dinge verdreht und unter andere Beleuchtung gestellt.
Unser Statement dazu lautet:
- Das Zusammenleben in einer Gesellschaft ist abhängig auch von der Aufrichtigkeit und der Rechtschaffenheit ihrer Mitglieder. -
Betrug und Lüge gibt es seit Menschengedenken. Unsere Bitte an sie: machen Sie da nicht mit, tun Sie das Gegenteil: machen Sie dem ein Ende!
Konkret heißt dies, sachlich bei der Wahrheit zu bleiben, es heißt auch, den Gesprächspartner nicht zu beleidigen, nicht ihn zu verachten für das, was er schreibt, wohl aber die Lüge beim Namen zu nennen und das, was er tut, zu missbilligen.
Sie werden die Person mit einer aufgedeckten Lüge dann zur Reue bringen, wenn Sie die Person spüren lassen, dass Sie nicht die Person sondern das Fehlverhalten rügen.
Bringen Sie die Versicherungssachbearbeiter dazu, dass sie ihren Vorgesetzten sagen: "das ist nicht wahr, das unterschreibe ich nicht!"
Wie funktioniert Manipulation mit Worten?
Um die Manipulation zu erkennen, braucht es eine Art Schablone, die man auf Gesagtes legen kann. So wird man in der Lage sein, das Muster darin zu erkennen.
Sprache ist immer manipulativ, sie will immer das Gegenüber beeinflussen, schon das Baby, das die ersten Worte benutzt, wird schnell herausfinden, wie es an sein Lieblingsessen kommt.
Das ist nichts Schlechtes. Hinter dem Sprechen steckt stets eine Absicht. Das Schlechte kann aber in der Absicht stecken. Will ein Finanzdienstleister (Versicherung) nicht vereinbarungsgemäß leisten, jedoch stets vereinbarungsgemäß kassieren, dann ist das schlecht, weil eine Vereinbarung gebrochen wird. Man kann sich nicht mehr auf die Versicherung verlassen, moralisch liegt ein Betrug vor, faktisch eventuell auch.
Die folgende Tabelle will - in Anlehnung an eine Gliederung von Dr. Daniel Brandenburg LC - ein Manipulationsmodell mit entsprechenden Textbeispielen aus dem Themenbereich dieses Portals bereit stellen. Sie können hieran die Schreiben Ihrer Versicherung analysieren und sollten auch Ihre eigenen Schreiben dahingehend überprüfen, dass sie ehrlich bei der Sache und auf dem Teppich bleiben.
Stufe 1: das Schönreden - "smooth-talking"
Manipulationstechnik | So funktioniert die Manipulation | Beispiele |
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vorgebliche Ziele | Über die Benennung angeblicher Ziele oder/und die Verheimlichung der wirklichen Motive wird der Gesprächspartner "eingelullt", es wird gebahnt, dass er glaubt, was im Folgenden verbogen und gelogen wird, indem vermittelt wird: "wir sind Dein Freund, wir sitzen in einem Boot, wir helfen Dir: wir haben die gleichen Ziele." | "Als verantwortungsbewusster Versicherungspartner setzen wir uns ein für die Belange unserer geschätzten Kunden und schützen sie vor unberechtigten Ansprüchen von Leistungserbringern."
Die GKV-Richtlinien sprechen dauernd von den Regeln der Kunst - dabei benennen Sie eben nicht annähernd alle medizinischen Möglichkeiten, verschweigen, dass die Kassenleistungen den Regeln der Kunst an mancher Stelle zuwider stehen und verbergen, dass es eigentlich nur um eines geht: Sparen, Leistungsbeschränkung unter dem Deckmantel einer wissenschaftlich belegten Komplettmedizin auf Kassenkosten. |
Vollständigkeit / Unvollständigkeit der Darstellung | Während dem Gesprächspartner nur ein Teil der Tatsachen mitgeteilt wird, entsteht bei ihm der Eindruck, diese sei die ganze Wahrheit. | Ein bedrückendes Beispiel liefert der PKV-Kommentar zur PRGF-Technik, bitte im entsprechenden Reiter nachlesen!
Ein weiteres Beispiel stellen die GKV-Richtlinien dar, die einen eingeschränkten Leistungskatalog in weiten Teilen so aussehen lassen, als handele es sich um den Gold-Standard moderner Medizin. |
viele, viele Worte, Wortschöpfungen | Über die Masse an Worten, über die Länge von Sätzen, über das Ansprechen von Dingen, die mit dem Streitpunkt nichts zu tun haben, über lange Neuschöpfungen von Worten wird - vom Lesen abgeschreckt, mit Wortlawinen betäubt, wird gesagt: "es wird richtig viel Arbeit sein, sich damit zu beschäftigen, lass es lieber" - der Eindruck erweckt, man habe Ahnung oder man sei hier sehr erfahren und sei im Recht - die eigentliche Thematik vernebelt durch Scheindiskussionen, die wie die Tinte eines Tintenfisches dem Empfänger der Worte unmöglich machen sollen, den Kern der Sache noch zu erkennen | Dem folgenden Schreiben vorausgehend hatte der Versicherungsnehmer nach dem ersten ablehnenden Schreiben der Versicherung konkret nachgefragt, warum denn die Versicherung einige von der BZÄK bestätigte Analogleistungen nicht erstatten wolle, die Antwort enthält keinerlei aufklärenden Inhalt, obwohl dies ausdrücklich erbeten wurde, der Brief ist für den Versicherungsnehmer komplett nutzlos, jedoch 3 Seiten lang. |
Stufe 2: das "name-calling" - Schimpfen, Beleidigen, Ver-sachlichen von Personen
Manipulationstechnik | So funktioniert die Manipulation | Beispiele |
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ent-Mensch-lichen ver-Sach-lichen | - Personen oder Personengruppen das Person-sein abzusprechen und sie statt dessen auf ihre "Funktion" zu reduzieren, macht sie zu austauschbarem Werkstück. Man kann mit ihnen verfahren, wie man möchte, so, wie man es auch mit anderen Dingen tut. - Menschen in Kategorien zu sperren, bedeutet: der/die ist soundso, kann und wird sich nicht ändern, ist an sich schlecht und verwerflich. Schublade zu, Diskussion zu Ende. Vor allem aber ist ein kategorisierter Mensch genau so, wie er einkategorisiert wurde, "mehr Charakterseiten, mehr Möglichkeiten hat das Mensch nicht, brauchst gar nicht nachzusehen, ob meine Einstufung passte oder gelogen war". | "Leistungserbringer" "schwarze Schafe" |
Aufruf zur Vernunft, Aufruf, das große Ganze zu sehen | Der Aufruf, doch vernünftig zu sein, unterstellt, dass man es nicht ist, die andere Seite aber schon. Er unterstellt, dass man nur sein Eigeninteresse verfolgt und hierbei wider besseres und allgemeines Wissen handele. | "Als verantwortungsvolles Unternehmen haben wir über viele Vorgänge im Sinne unserer Kunden und der Versichertengemeinschaft zu entscheiden. Auch, wenn im Einzelfall unsere Entscheidungen zunächst unverständlich scheinen mögen, beruhen sie doch auf jahrzehntelanger Erfahrung und richtig verstandener Kundenorientiertheit. Wir bitten sie um Verständis für unseren Standpunkt, schließlich profitieren auch Sie von den Vorteilen der Versichertengemeinschaft." |
ad hominem - Attacke, persönlicher Angriff | eine dritte Person, ggf. der Zahnarzt, wird in seiner Person angegriffen, indem - etwas Unwahres glaubhaft behauptet wird, - indem schlechte Beispiele Anderer auf ihn projiziert oder im Zusammenhang mit ihm erwähnt werden, - indem die Wahrheit über diese Person "gedehnt" oder verbogen wird. | "Die Abrechnungsweisen Ihres Behandlers sind uns geläufig". Schlimmer noch: "Die Abrechnungspraktiken Ihres Behandlers sind allgemein bekannt." Es folgt häufig die Empfehlung, sich eine weitere Meinung, ein weiteres Angebot einzuholen. |
"Strohmann"-Angriff | Es wird - das schwächste Argument oder sogar - ein vorgebliches Argument des Gegners (Zahnarztpraxis) attackiert und der Anschein erweckt dies sei tatsächlich sein Hauptargument. | Bisweilen wird behauptet, die Zahnarztpraxis würde eine Position für eine bestimmte Leistung ansetzen, die - evtl. nicht erbracht wurde oder - in einer anderen erbrachten Leistung inbegriffen sei. Dabei kann es sein, dass die Praxis die Position für eine andere Handlung verordnungskonform angesetzt hat. (wir liefern ein Beispieldokument nach, so bald wir mal wieder einen solchen Fall sehen...) |
"Voodoo"-Angriff | Dritte (Personen) oder Objekte, die in irgendeinem Zusammenhang stehen, werden diskreditiert, dies färbt auf den Gegner (Zahnarztpraxis) ab. | (wir liefern ein Beispieldokument nach, so bald wir mal wieder einen solchen Fall sehen...) |
Lügen | eine andere "Wahrheit" wird erfunden und behauptet, ggf. mit scheinbaren Fakten noch belegt |
Stufe 3: Aufbau einer Bedrohung
Es wird mit Konsequenzen gedroht, wenn man weiter versucht, zu seinem Recht zu kommen oder es werden juristische Bedrohungsszenarien aufgebaut:
Beispiel:
Der Versicherte wird von der Versicherung aufgefordert, ein Dokument gegenzuzeichnen, das die Klagerechte gegen den Behandler auf die Versicherung überträgt. Wenn er dies tut, wird ihm eine Erstattung zugesagt.
Der Versicherer gibt i.d.R. hierbei an, zu Unrecht erhobene (zahn-)ärztliche Gebühren vom (betrügerisch handelnden) Behandler zurückzufordern (wenn sich der Verdacht erhärtet oder sowieso).
Die Bedrohung wird hier gegenüber dem Behandler aufgebaut, dem vom Patienten bisweilen diesen Schriftverkehr vorgelegt wird oder der tatsächlich in Rückerstattungsklagen verstrickt wird.
Sicher sind solche Klagen in Einzelfällen mal berechtigt. (Das können Patienten auf diesem Portal durch Nachlesen aber selbst herausfinden.)
Sich einer Vielzahl von Gerichtsverfahren gegenüber zu sehen, stellt jedoch eine existenzielle Bedrohung der Praxis dar, die in aller Regel nicht gerechtfertigt ist.
Die Absicht einer solchen Bedrohung kann sein, den Behandler von der Abrechnung dieses Verfahrens in Zukunft abzubringen. Außerdem sät dieses Vorgehen Misstrauen in das Arzt-Patienten-Verhältnis.
Stufe 4: physische, juristische, (terroristische, militärische) Gewalt
So lange juristische Maßnahmen angebracht und angemessen sind, ist dies hier nicht gemeint, denn dann würde es sich nicht um Manipulation handeln.
Manipulative juristische Gewalt ist es dann, wenn eine Anzeige, eine Klageerhebung o.Ä. der bloßen Einschüchterung und Repression dient.
Beispiel:
Rückerstattungsklage:
Es wird behauptet, der Behandler habe zu Unrecht Gebühren kassiert.
Das sammeln mehrerer gleichartiger Fälle führt zu einer hohen Klagesumme mit entsprechend hohem Bedrohungspotential für die Praxis.
Die Unterstellung strafrechtlich relevanter Motive bedroht ggf. die Freiheit und den Ruf des Behandlers, auch wenn die Klage kurz vor dem Scheitern zurückgezogen werden sollte.
Die psychische Belastung durch die finanzielle Bedrohung, familiärer Unfrieden und der mit der Klageabwehr verbundene Arbeitszeitverlust sind hoch.
Fest angestellte Rechtsanwälte der Versicherer bedrohen durch Prozesse die Gesundheit und die Existenz eines einzelnen Freiberuflers.
Wir fordern daher hier alle Versicherten auf, gemeinsam mit ihrem Behandler den Spieß um zudrehen:
- Unterschreiben Sie die Abtretungserklärung bitte nicht,
- rufen Sie stattdessen ggf. die Zahnärztekammer zur neutralen Begutachtung oder Schlichtung an und/oder
- verklagen Sie statt dessen gemeinsam mit Ihrem Behandler (ggf. per "Streitverkündung") Ihre Versicherung auf Erstattung!
Soweit die Abrechnung (evtl. unabsichtlich) unrechtmäßig war, sollte Ihr Behandler Ihnen die Honorare erstatten und wohl anteilig die Klagekosten übernehmen müssen.
Soweit die Abrechnung korrekt gewesen ist, sollte Ihre Versicherung zur Erstattung nach Tarif verpflichtet sein und wohl die Klagekosten anteilig tragen müssen.
(! Holen Sie zuvor unbedingt Rechtsberatung bei einem versierten Fachanwalt ein !)